KLIMASCHUTZSIEDLUNG "KATHARINEN HÖFE": NEUBAU VON WOHNUNGEN, KITA, PRAXISFLÄCHEN, DEMENZ - WOHNGRUPPEN, APOTHEKE UND BÄCKEREI/CAFÉ
Es ist zweifelsfrei ein anspruchsvolles Projekt: Auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Tiefbaufirma Dicherhoff in Hamm-Bossendorf bauen Michael Hiesgen, Lars Naumann und Johannes Stock als Investoren ein neues urbanes Quartier mit 100 Mietwohnungen. Die Energieagentur NRW hat diesem Quartier schon im ersten Anlauf nach der Präsentation in Düsseldorf den Titel Klimaschutzsiedlung zugesprochen. „Darauf sind wir schon ein bisschen stolz“, sagt Michael Hiesgen gegenüber der Halterner Zeitung. Außer diesem Titel hat das Quartier noch mehr zu bieten.
Auf dem 16.000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Flaesheimer- und Recklinghäuser Straße entstehen drei U-förmige Gebäude mit sechs Häusern, die ab dem ersten Quartal 2021 in drei Bauabschnitten fertiggestellt werden. Für die ersten beiden Häuser entlang der Recklinghäuser Straße reichen die Investoren in der kommenden Woche bei der Stadt den Bauantrag ein.
In diesem Komplex - es ist der größte der Siedlung - gibt es künftig eine Drei-Gruppen-Kita mit 55 Plätzen über zwei Etagen, Bäcker, Apotheke, Arztpraxen und medizinische Einrichtungen. Etwas für Haltern bisher Einmaliges verbirgt sich in Haus Nummer fünf, das im zweiten Bauabschnitt gleichzeitig mit Haus Nummer sechs entsteht.
Hier werden Wohngemeinschaften mit 24 Demenzkranke eingerichtet. Solche Wohnmodelle schließen die Lücke zwischen häuslicher Einzelversorgung und traditionellem Heim und bieten so weit wie möglich ein selbstständiges Leben. 1.800 Quadratmeter sind dafür reserviert. Es haben sich nach Auskunft von Michael Hiesgen mehrere Anbieter als Träger beworben. Die Investoren haben außerdem ausgemacht, dass der Bedarf an dieser neuen Wohnform in Haltern groß ist.
Die Häuser drei und vier bleiben allein dem Wohnen vorbehalten. Insgesamt gibt es in den Katharinenhöfen fünf unterschiedliche große Zuschnitte - von 30 Quadratmetern Singlewohnungen, über 150 Quadratmeter große Penthauswohnungen bis hin zu Reihenhaus-ähnlichen Familienwohnungen über zwei Etagen kommen auf den Immobilienmarkt. Die Mietpreise variieren nach Lage. Besonders attraktiv sind die Wohnungen entlang des Wesel-Datteln-Kanals. An Interessenten mangelt es laut Investoren nicht, es werde bereits eine Liste geführt. Sozialwohnungen gibt es an diesem Standort aber nicht.
Beauftragter Architekt der Katharinenhöfe ist Hans G. Schmidt-Domogalla aus Dorsten-Wulfen, der auch das genossenschaftliche Wohnprojekt Lina entworfen hat. Er findet das Projekt am Eingang zur Stadt „als gutes Gesamtkonzept sehr interessant“. Bei der Reaktivierung des seit Jahren brachliegenden Geländes spielt das Energiekonzept eine wichtige Rolle. Der beteiligte Stadtplaner Martin Rogge (Stadtraum-Architektengruppe, Düsseldorf) ist überzeugt: „Es entsteht ein Wohnquartier von hoher gestalterischer, ökologischer Qualität.“ Er selbst gab hierzu den wesentlichen Impuls.
„Wir wollen für die Zukunft gerüstet sein“, sagt dazu Michael Hiesgen. Er erklärt an Beispielen, was das im Einzelnen heißt. Die Häuser werden in massiver Bauweise errichtet und erreichen den maximalen Standard von KfW-40-plus. Die zentrale Wärmeerzeugung für Heizung und Wasser erfolgt mit Sole-Wasser-Wärmepumpen, auf den Dächern wird Photovoltaik installiert und in der Tiefgarage werden 40 Ladesäulen für Elektrofahrzeuge aufgestellt. Eine komplett autarke Versorgung mit Energie sei nicht möglich, „aber wir werden Energie so schnell wie möglich produzieren und verbrauchen“ erklärt Michael Hiesgen. Mit der Anerkennung als Klimaschutzsiedlung sind Fördermittel und fachliche Begleitung verbunden. Der hohe Energiestandard wirke sich, so Michael Hiesgen, such auf die zweite Miete aus. Es entstünden nur minimale Nebenkosten. Er hofft, dass sein Mietwohnprojekt durch seine moderne Konzeption überzeugt - und letztlich auch die Zweifler überzeugt.